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Partnerstadt Gubbio in Umbrien
La Dolce Vita
Nachdem Deutschland sich schwer getan hat mit der Regierungsbildung, ist nun Italien in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Zu guter Letzt steht nun die durchaus europakritische Regierung und man wird sehen, welche Folgen das haben wird. Dies ist hier aber nicht von Interesse. Hier geht es ums Menschliche und um bereits bestehende, gute Beziehungen. Hier geht es darum, von guten Freunden zu berichten. Es geht darum, den Besuch deutscher Schülerinnen und Lehrkräfte bei ihren italienischen Partnern Revue passieren zu lassen.
Es waren nur wenige, dafür aber intensive Tage, die wir in Gubbio verbringen durften. Genauer gesagt waren es acht Schülerinnen der Eingangsklasse bzw. des Berufskollegs am BSZ Wertheim. Nun ja, es sind vorwiegend unsere Schülerinnen, die bei solchen Austauschen aktiv sind, was merkwürdig und schade ist. Aber vielleicht trauen sich die jungen Herren nicht…naja, das starke Geschlecht. Jedenfalls kamen noch eine Handvoll Lehrkräfte hinzu inklusive unseres Schulleiters Herr Breuer.
Vorab kann man sagen, dass es eine intensive, durchaus anstrengende, aber sehr schöne Reise war, die wichtig ist für die Weiterentwicklung zum einen der eigenen Person, aber natürlich auch der europäischen Idee.
Wir kamen am Donnerstag Spätnachmittag in Pisa an. Nein, nicht bei der Schülerstudie, sondern in der Stadt mit dem „kaputten“ Turm und unternahmen noch eine gute zweistündige Reise von dort nach Gubbio, wo uns die Gastfamilien und Gastgeberinnen herzlich in Empfang nahmen. Die Eingewöhnung fand recht individuell in den Familien statt.
Der darauffolgende Freitag war durch offizielle Ereignisse geprägt. Zum einen lernten wir ein wenig die Schule kennen, zum anderen nahmen die Lehrkräfte zumindest an einer Diskussionsrunde zum Thema Ausbildung und Arbeitsmarkt teil. Am Nachmittag wurden wir gemeinsam noch durch den Bürgermeister von Gubbio, Filippo Mario Stirati, begrüßt und bekamen eine Führung durch den Palazzo dei Consoli.
Der Samstag wird in die Geschichte eingehen als der Tag der vielen Kirchen. Giovanna, die unseren Aufenthalt hauptsächlich begleitet und organisiert hatte, gab an diesem Tag ihr faszinierend umfangreiches Wissen über Franz von Assisi preis. Wir besuchten die Stadt und durften Giovanna als unsere Reiseführerin genießen. Sicher, die vielen Kirchen waren anstrengend und nicht jedes Detail aus dem Leben von Franz von Assisi ist bei uns hängen geblieben, aber wir haben einen guten Eindruck von seinem Leben gewinnen können und die Stadt hat einen eben solchen Eindruck auch bei uns hinterlassen.
Nochmals Mille Grazie Giovanna. Es war wirklich sehr bemerkenswert.
„Am Sonntag sollst du ruhen“, sagt man. Ja von wegen. Wir ruhten nicht, wir liefen. An einem wunderbaren Tag spazierte die ganze Gruppe, italienisch und deutsch gemeinsam auf dem antiken Aquädukt oberhalb der Stadt entlang. Während wir bei einem vorherigen Besuch am Ende bergab in die Stadt gingen, führte uns der Weg diesmal nach oben, zur Basilica di Sant’Ubaldo, dem Schutzpatron der Stadt. Hierher führt auch der aberwitzige Zug bei der Festa die Ceri. Der Weg war lang und teils steil. Kaum auszudenken, diesen Weg mit enorm schweren Säulen im Gepäck hoch zu jagen, was immer am 15. Mai der Fall ist. Damit ihr einen Eindruck erhaltet: https://www.youtube.com/watch?v=nBS90yBOxZE. Ach ja, und in der Basilika liegen dann auch die Gebeine von St. Ubaldo für alle Gläubigen sichtbar (aber auch ich habe sie gesehen). Mit der Seilbahn der Stadt ging es dann wieder nach unten. Ein tolles Erlebnis. Und den Abschluss des Tages bildete ein Abendessen organisiert vom Partnerschaftsverein in Gubbio. Wir haben gut gegessen, viel geredet und es wurde gesungen und gelacht. Ein rundum gelungenes Ende eines tollen Tages.
Doch uns sollte noch ein weiterer toller Tag bevorstehen. Am Montag, dem Tag vor dem ersten Mai, der auch in Italien ein Feiertag ist und den viele aufgrund eines Brückentages für ein verlängertes Wochenende nutzten, fuhren wir mit dem ÖPNV nach Perugia. Kaum verwunderlich, doch umso wundervoller, war auch hier Giovanna unsere Stadtführerin. Auch hier konnte sie uns interessante Tatsachen aus der älteren und jüngeren Geschichte der Stadt berichten, wie deren Zerstörung in der Antike bis hin zu dem Mordfall um die Hauptverdächtige Amerikanerin Amanda Knox. Hier nun wurden die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Austauschs recht früh entlassen, um ihren persönlichen Wünschen und Vorstellungen zu frönen. Der Rest besuchte noch den etruskischen Brunnen an der Piazza Danti und das Nationalmuseum. Ein wunderbarer Tag, der gekrönt wurde durch ein gemeinsames PIZZAessen, ja richtig gelesen. Die große Gruppe fand Platz bei Antico Frantoio, einem großen Restaurant mit exzellenten Pizzen. Ein äußerst gelungener Tag.
Doch dann kam der Tag des Abschieds. Am Tag der Arbeit ging es sehr früh für uns in Richtung Flughafen Perugia. Wir wurden begleitet von Giovanna Brunelli, Rosella Picotti, Laura Zampagli, den drei zentralen Personen dieses Austauschs.
Auf diesem Weg danken wir allen, die diese Tage so toll gestaltet und organisiert haben. Es war wunderschön und hoch interessant und wir wünschen uns, dass die Partnerschaft mit Gubbio und der IIS Cassata Cattapone auch weiterhin Früchte trägt und weiterwächst und gedeiht und sich viele junge Herren und Damen bereit erklären, junge Menschen aus Gubbio bei sich aufzunehmen und sich trauen, in das Familienleben italienischer Familien einzutauchen. Es ist eine sehr wertvolle Erfahrung.
Und eine solche wirkt sicher auch den rechts-nationalen Tendenzen, die nicht nur die italienische, sondern auch die deutsche Politik verspürt klar entgegen. Wir sind alle Menschen, alle unterschiedlich, mit eigenen Vorstellungen und Traditionen, und wir können viel von einander und über einander lernen. Nutzen wir Europa, wie es jetzt ist, ohne Grenzen und frei und gleich.
Wenn ihr nun Interesse habt, dann sprecht uns an. Herr Holste und Frau Väth können euch weitere Informationen geben. Wir würden uns freuen.
Twinning For Tomorrow
Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen. (Matthias Claudius)
Dieses Gedicht des 18. Jahrhunderts ist aktueller denn je. Und eine Reise haben auch wir unternommen.
Wir? Wer ist wir? – Schülerinnen und Schüler des BSZ Wertheim, einige Lehrkräfte, Mitglieder des IPW und der Stadt Wertheim, vertreten durch den OB Markus Herrera Torres höchstselbst.
Und wohin ging die Reise? – Zu unseren langjährigen Partnern und guten Freunden nach Gubbio, Italien.
Warum überhaupt (so während der Schulzeit)? – Die Reise kam auf Einladung des Partnerschaftsvereins Gubbio und hatte ein wichtiges und zukunftsorientiertes Thema Twinning for Tomorrow, also Partnerschaften in der Zukunft.
Wieso? Was ist daran so wichtig? – Weil es sich gezeigt hat, dass viele Menschen, und hier vor allem junge Menschen meinen, sie verstehen und kennen die Welt, aber in Wirklichkeit „kennen“ viele die Welt nur durch das WorldWideWeb und durch Urlaubsreisen.
Reicht das nicht? – Nein, es ist ein Anfang, aber es reicht nicht. Um die immer kleiner werdende Welt richtig zu verstehen und damit auch aktiv mitgestalten zu können, braucht es mehr als das. Es braucht den direkten Kontakt, was auch das Ergebnis aller Umfragen war, die in den Partnerstädten (Huntingdon und Godmanchester, Thann, Szentendre und Gubbio) durchgeführt wurden.
Und was ist nun in Gubbio passiert? – Uff, das Programm war durchaus straff. Am ersten richtigen Tag haben wir eben die Ergebnisse der Studien ausgetauscht und einen ersten Eindruck erhalten, wo wir stehen beim Thema Städtepartnerschaften. Am Nachmittag gab es dann unterschiedliche Workshops. So etwas braucht es immer bei solchen Veranstaltungen. Unser geschätzter Kollege Max Hofmann hat hier seine ganze Erfahrung und Expertise mit eingebracht und einen Theaterworkshop mit multinationalen Gruppen angeboten. Aber es gab noch andere Gruppen – Diskussionsgruppen, Tanzgruppen, kreatives Gestalten, Modedesign, Glasblasen. Für jeden war etwas dabei und alle haben sich aktiv eingebracht. Es war klasse.
Und? – Was und? Am folgenden Tag wurden die Ergebnisse vorgestellt und es wurden erste Ansätze besprochen, wie man Städtepartnerschaften und den Austausch von Menschen weiter vorantreiben kann. Eingefasst wurde das ganze Treffen von kulturellen Events und viel Zeit zu intensiven Gesprächen und natürlich exzellentem Essen. Vielen Dank an die Organisation und der vielen Freiwilligen in Gubbio.
Und was ist jetzt das Ergebnis? – Ganz einfach. Das Internet kann Erfahrungen nicht ersetzen. Mit anderen Worten…ach was, ich nehme das Zitat aus „Das Fliegende Klassenzimmer“ (Erich Kästner)
Erst wenn die Mutigen klug und die Klugen mutig geworden sind, wird das zu spüren sein, was irrtümlicherweise schon oft festgestellt wurde: ein Fortschritt der Menschheit.
Will sagen, die Idee der Städtepartnerschaften ist und bleibt sehr gut. Sie verbindet die Möglichkeit des direkten Austausches mit anderen Menschen, was die Erfahrungen jedes einzelnen bereichern wird, mit einer gewissen Verwurzelung bei Freunden, was wiederum Sicherheit gibt. Vor allem junge Menschen müssen aus ihrer Komfortzone raus und „mutig“ sein, um ihren Horizont zu erweitern.
Das ist ganz schön viel. Es gibt noch einige Arbeit. Ach ja, die Busreise war doch auch recht anstrengend mit 16 Stunden. Aber es war die Reise wert. Auf jeden Fall!